Präsentieren Sie noch oder faszinieren Sie schon? by Matthias Pöhm

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Klappentext: „Ihre Firma will anders sein als alle anderen – da müssen auch Ihre Präsentationen anders sein als alle anderen. Nicht derjenige mit den besten Argumenten wird bei einer Präsentation am meisten überzeugen, sondern derjenige, der die Argumente am besten rüber bringen kann. Nicht der echte Nutzen bringt das Publikum zum Handeln, sondern nur der Rhetorisch wirksame Nutzen. Ein Publikum wird nicht durch Inhalte überzeugt, sondern durch Gefühle, die die Inhalte auslösen. ‚Präsentieren Sie noch oder faszinieren Sie schon?‘ gibt Ihnen einfach praktische Methoden an die Hand, wie Sie an der einzig wichtigen Schraube drehen können: der Wirkungsschraube! Wenn Sie es richtig anstellen, können Sie Ihr Publikum tatsächlich faszinieren. PowerPoint (als Repräsentant für alle Präsentationssoftware“ ist dabei ein Hemmschuh. Matthias Pöhm, ‚der bekannteste Rhetoriktrainer im deutschsprachigen Raum‘ (Die Weltwoche), zeigt Ihnen beispielsweise, wie Zahlen und Diagramme ohne Power-Point mit fünfmal mehr Wirkung dargestellt werden können und wie Sie jedes noch so trockene Thema spannend aufbereiten.“

Matthias Pöhm hat ein Ego, dass sich die Balken biegen und dazu steht er (siehe Seite 125). Unabhängig davon was man davon halten mag, mit seinem Statement zu PowerPoint und Co. hat er recht: PowerPoint ist „betreutes Lesen“ und ein Spannungskiller. Auf Seite 23 illustriert er anhand Matin Luther Kings „I have a dream“ eindrücklich, wie diese Rede mit PowerPoint gewirkt hätte, nämlich gar nicht! Pöhm spricht sogar von einer regelrechten Entwertung des Gesagten, wenn man es nochmals auf eine Folie projiziert (S 26). Gnadenlos demonstriert er die Schwäche elektronischer Präsentationsmedien. Er hält es schlicht für Zeitverschwendung und schlägt etwas pointiert vor, PowerPoint zu verbieten und mit der dadurch weltweit erreichten Zeitersparnis einen PowerPoint-Gedächtnistag einzuführen. Teilweise sind seine Kritikpunkte etwas übertrieben, der inhaltliche Kern der Botschaft ist meines Erachtens jedoch goldrichtig.

Folgende Punkte halte ich persönlich für kritikwürdig. Auf Seite 37 beginnt ein Kapitel mit dem Titel „Wie ich früher dachte“. In diesem Kapitel erläutert Pöhm, wie man PowerPoint richtig verwendet, wenn man es denn unbedingt verwenden will. Zwar schreibt er auf S 55 den Namen des berühmten Microsoft-Programms auf einen Grabstein und rät seinen LeserInnen prinzipiell darauf zu verzichten, allerdings wirkt die vorhin erwähnte Kurzanleitung für PowerPoint etwas inkongruent. Ein derart entschiedener PowerPoint-Gegner hätte ein solches Kapitel gänzlich aussparen können. Er läuft damit Gefahr, unglaubwürdig zu wirken.

Weiters bin ich persönlich kein Freund von Extremen und somit auch kein Freund dieser extremen und pauschalen Einstellung allen elektronischen Präsentationsmedien gegenüber. Das hat zwei Gründe. Der erste Grund liegt darin, dass der Redner sich sogenannter abgestufter Wirkungsintensitäten bedienen sollte. Pöhms Ansatz verstößt meiner Meinung nach dagegen. Das Modell der ebengenannten Wirkungsintensitäten stammt von Aristoteles und besagt eigentlich nur, dass der Redner seiner Meinung nach (kurz zusammengefasst) drei Arten von Reden unterscheiden und situationsgerecht einsetzen sollte. Die erste Intensität sei überall dort ein zusetzen, wo es um alles oder nichts gehe. Hier muss der Redner alles geben, hier muss er brillieren, hier muss er mit Emotionen spielen und sich und seine Person gänzlich aufopfern. Es versteht sich, dass diese Situationen äußerst selten ist. Die zweite Redeintensität ist eine etwas abgeschwächte Variante. Der Redner soll mit seiner ganzen Person glaubwürdig erscheinen und motiviert bei der Sache sein. In der am häufigsten vorkommenden Redeintensität soll der Redner lediglich einen durchschnittlichen Einsatz zeigen. Dieser Gedankengang kann an einem einfachen Beispiel erläutert werden. Wenn Sie dazu verdonnert werden in einem kleinen, verhältnismäßig unbedeutenden Routine-Geschäftsmeeting Auskunft über die aktuellen Quartalszahlen zu geben, dann werden Sie wohl kaum eine Rede á la „I have a dream“ halten. Ihre KollegInnen wären andernfalls vermutlich etwas irritiert und Ihre Person würde zwangsläufig an Glaubwürdigkeit verlieren. Wenn Sie alle Ihre Reden auf der Stufe der ersten Redeintensität halten, dann nutzt sich die Wirkung ihrer eigenen Person ab und Ihr Umfeld kann nicht mehr zwischen wichtigen und unwichtigen Anliegen unterscheiden. Die Beispiele, die Matthias Pöhm wählt, sind brillant, aber eben allesamt Situationen der Stufe eins. Bei allen seinen Beispielen handelt es sich um „Die Eine Spezielle Wichtige Präsentation“ des Lebens. Es dreht sich beispielsweise um den speziellen Kunden, um den auch noch zwanzig andere Firmen werben. Agieren Sie so in einer gewöhnlichen Sitzung mit Ihren KollegInnen und Sie werden auf Dauer gesehen unglaubwürdig. Es wäre ein Leichtes, einen solchen Vortragenden in einer wichtigen Angelegenheit mit einem „argumentum ad hominem“ anzugreifen, so beispielsweise:  „Ach Herr Maier … so etwas machen Sie doch immer. Wen in China ein Sack Reis umfällt, dann bekommen wir von Ihnen Ihre altbewährte Showeinlage! Herr Maier, möchten Sie uns jetzt etwa auch noch eine Show liefern, bevor Sie aufs WC gehen? Liebe KollegInnen, diese Sache ist zu ernst der Selbstinszenierung von Herr Maier zu folgen. Lenken wir unseren Fokus doch auf die wichtigen Punkte. […]“. Zweitens behaupte ich, dass man sogar PowerPoint effektvoll einsetzen kann. Dies tun und schaffen zwar nur die Wenigsten, jedoch sollte man dies nicht gänzlich außer Acht lassen. Wie so etwas aussehen kann, sehen Sie beispielsweise hier: „http://cubicleninjas.com/top-20-best-powerpoint-presentation-design/„. Zugegeben, es handelt sich meist nur noch um einige wenige effektvolle Bilder.

In der Bewertung tendiere ich zwischen drei und vier Sternen. Da es unfair wäre, meine Unschlüssigkeit auf das vorliegende Werk zu überwälzen, habe ich mich dazu entschieden, es mit vier (schwachen) Sternen zu bewerten. Es ist zwar kein „must read“, aber es ist eines der Werke, die das „Problem“ PowerPoint am ehrlichsten und direktesten anspricht! Zudem regt es zu interessanten Präsentationsideen an.

Fazit: Wer in seinen Präsentationen größtmögliche Wirkung erzielen will, der ist mit diesem Buch beraten. Matthias Pöhm ist ein Marketingprofi. Dass dies so ist, beweist bereits sein eigenes Image, welches er zu einem großen Teil selbst aufgebaut hat. Matthias Pöhm verheimlicht diese Tipps und Tricks nicht, sondern lässt sich in seine Karten blicken. Für Ihre Präsentation kann das ein großer Gewinn sein. Zudem stoßen die von ihm verwendeten Beispiele die eigenen Ideen zu anderen unkonventionellen Präsentationsmethoden an. Auch wenn Sie ein ambivalentes Verhältnis zu „Egomanen“ (S 125) haben sollten: mit diesem Buch machen Sie nichts falsch.


Genre: Fachbuch, Ratgeber
Subjects: PowerPoint, Präsentationstechnik, Seminartraining

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