Bewusstsein – Eine sehr kurze Einführung by Susan Blackmore
Klappentext: „Das menschliche Bewusstsein ist eines der letzten große Rätsel der Wissenschaft. Erstaunliche neue Erkenntnisse der Neurowissenschaften haben die Debatten um dieses Phänomen angefacht und inzwischen arbeiten Biologen, Neurowissenschaftler, Psychologen und Philosophen daran, das Geheimnis hinter dieser faszinierenden Eigenschaft zu ergründen. Wie konstruiert das physische Gehirn unser Erleben? Worauf gründet sich unsere Identität? Ist das Bewusstsein vielleicht nur eine Illusion? Bewusstsein – eines sehr kurze Einführung bietet verständlich und fundiert die wichtigsten Fakten. Susan Blackmore, Psychologin und erfolgreiche Sachbuchautorin, liefert eine intelligente und unterhaltsame Einführung. Sie erklärt knapp und präzise die komplexen Fragtestellungen und Theorien.“
Sind Sie sich Ihres Bewusstseins bewusst? Unabhängig davon, wie Ihre Antwort jetzt lauten mag: nach dieser Lektüre werden Ihnen einige Zweifel kommen.
Susan Blackmores „Bewusstsein“ ist nur eines von vielen wissenschaftlichen Büchern, das sich mit dem Thema Bewusstsein und Selbstwahrnehmung beschäftigt. Besonders „trendig“ ist derzeit die Diskussion um den „freien Willen“ und um dessen Existenz bzw. Nicht-Existenz. Auch dieses Thema findet Eingang in ihr Werk.
Aus wissenschaftlicher Perspektive kann und will ich dieses Werk nicht beurteilen. Zum einen bin ich in diesem Feld nicht unterwegs. Zum anderen wird man den wissenschaftlichen Ausführungen einer renommierten Psychologin und eines wissenschaftliche Beirats mit sechs ordentlichen Professorinnen und Professoren wohl hinreichend Vertrauen schenken können.
Als Leser hat mich dieses kleine Büchlein fasziniert. Das Werk ist äußerst angenehm geschrieben, unterhaltsam, kurzweilig und höchst informativ. Man erhält in kürzester Zeit einen gelungenen Überblick über aktuelle Bewusstseinstheorien. Vor allem aber, wird es seinem Untertitel „Eine sehr kurze Einführung“ gerecht. Ich habe das Buch in weniger als vier Stunden verschlungen. Wohlgemerkt: tatsächlich gelesen, nicht etwa quergelesen!
Blackmore nähert sich der Frage nach dem Bewusstsein unter anderem aus der Perspektive des „menschlichen Gehirns“, des „Ichs“ und des „bewussten Willens“. Aus Trainersicht haben mich natürlich vorwiegen die Passagen über Wahrnehmung, Verhalten und Persönlichkeit fasziniert. Es waren mir zwar bereits einige Versuche und Beispiele bekannt, allerdings nicht in diesem speziellen Kontext.
Das Büchlein ist jedoch nichts für schwache Nerven. Blackmore räumt mit veralteten romantischen Vorstellungen wie beispielsweise der Vorstellung vom „Bewusstseinsstrom“ oder vom „Bewusstsein als Kopfkino“ auf. Sie gibt unter anderem zu bedenken, dass das gestrige „Ich“ niemals das heutige „Ich“ sein kann, dass also die gefühlte Kontinuität bzw. Identität lediglich erdacht wird und zwar mit jedem neuen „bewussten“ Moment. Weiters sei die Unterteilung in bewusste und unbewusste Vorgänge bloße Konvention und auch der freie Wille sei vermutlich nicht so frei, wie wir uns das gemeinhin vorstellen. Obwohl sie selbst zugibt, auf die Frage, was denn nun letztlich das Bewusstsein genau sei, keine exakte Antwort zu wissen, so hält sie es dennoch für hinreichend wissenschaftlich gesichert, dass die herkömmlichen dualistischen bzw. deterministischen Vorstellungen überholt sind. Das Bewusstsein als zentrale steuernde Einheit, wie wir es uns oft vorstellen oder wie wir es gerne hätten, ist neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge wahrscheinlich eine bloße Illusion. Dies kann insbesondere für religiöse Gemüter zur schwer verdaulichen Kost werden. Zudem bieten diese Theorien „neuen“ Diskussionsstoff (neu in Anführungszeichen, da beispielsweise die Diskussion über die Existenz des freien Willens nicht mehr wirklich neu ist) für die herkömmliche Vorstellung von Ethik, Moral und der Frage nach der persönlichen Verantwortung.
Fazit: wer auf kurze und gut geschriebene Einführungen steht, ist mit diesem Werk gut bedient. Das Büchlein enthält auf 230 Seiten im Format A6 (also in einem sehr kleinen Format) ausgewählte und aktuelle Theorien zum Thema Bewusstsein. All diejenigen, die sich bereits mit der Materie auseinandergesetzt haben, erhalten ein gelungenes summa summarum. Alle Neulinge auf diesem Gebiet seien vorgewarnt: die neuesten psychologischen und neurologischen Erkenntnisse auf diesem Gebiet sind leider alles andere als romantisch. Insgesamt ein fantastisches Werk, daher vier Sterne!
Subjects: Bewusstsein, Ich, Psychologie, Selbst, Wahrnehmung
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