Die Kunst Recht zu behalten (Kommentiert von Gitta Peyn) by Arthur Schopenhauer
Klappentext: „Diese Ausgabe der ‚Kunst Recht zu behalten‘ enthält das berühmte Werk Arthur Schopenhauers im Original, ergänzt mit Erläuterungen und vielen praktischen und augenöffnenden Tipps und Beispielen rund um die Kunst, gut miteinander zu disputieren. Die Komplexität unserer Welt steigt ständig und Meinungsverschiedenheiten nehmen unweigerlich zu. Selbst eigentlich vielversprechende Interaktionen enden schneller als man denkt im kommunikativen Tumult. Gute Rhetorikkenntnisse sind da für jeden ein faszinierendes Hilfsmittel, um Streitereien schnell zu beenden. Gitta Peyn hat dem Schopenhauer’schen Werk ethische Überlegungen vorangestellt und die Kunstgriffe mit vielen praktischen Beispielen unterlegt. Mit diesen Tipps steht der Leser auf der sicheren Seite des Lebens: Er weiß, welches Handeln und Disputieren wann gut und sinnvoll ist und wann nicht. Und mit ein wenig Übung begreift er schnell, wie man Gespräche so lenken kann, dass sie sich zum Besten für die Beteiligten wenden. Von einemsolchen Können profitiert man nicht nur im Beruf, sondern in allen alltäglichen Situationen, in denen es darauf ankommt, sich als geschickter Redner zu zeigen und Konflikte sprachlich elegant zu lösen. Nichts flößt mehr Respekt ein als die Fähigkeit, sich unter einer ethischen Maxime korrekt zu verhalten und dennoch freundliche und intelligente Autorität auszustrahlen.“
„Eristische Dialektik“ (Untertitel: „Die Kunst Recht zu behalten“) ist ein weltweit bekanntes, um circa 1830 entstandenen Manuskripts von Arthur Schopenhauer. Das Werk wurde nicht von ihm selbst, sondern 1864, also erst nach seinem Tode, von Julius Frauenstädt veröffentlicht. Es kann darüber spekuliert werden, ob Schopenhauer selbst überhaupt ein Interesse an einer Veröffentlichung gehabt hätte; vermutlich nicht, denn in „Parerga und Paralipomena“ äußert er sich recht negativ über das von ihm am Ende seiner Berliner Jahre verfassten Manuskript. Aller Spekulation zum Trotz: Das Werk hat seinen Weg an die Öffentlichkeit gefunden und sucht im Bereich der unfairen Dialektik in puncto Kürze und Prägnanz seinesgleichen.
In dem sehr kurzen Werk führt Schopenhauer 38 „rhetorische Strategeme“ an, mit Hilfe derer der Anwendende einen Diskurs oder einen Disput jedenfalls als Sieger verlassen sollte. Ob der Gegner dabei überfahren wird ist irrelevant. Ob die dadurch angestrebten Ziele unlauter odergar unmoralisch sind ist ebenfalls einerlei. Die kontrovers geführte Diskussion darüber, ob Schopenhauer nun in jedem Fall zur Anwendung seiner Strategeme rät oder nicht, wird hier bewusst ausgeklammert. Fest steht, dass es sich bei den von Schopenhauer vorgeschlagenen „Kunstgriffe“ größtenteils um die reinste Form unfairer Dialektik handelt.
Ich halte nichts von Moralpredigten. Es muss jeder für selbst entscheiden und vor allem vor sich selbst rechtfertigen, ob er mit einem Hammer lieber einen Nagel einschlägt oder doch lieber seine Ehefrau erschlägt. Es sei an dieser Stelle allerdings betont, dass ich die Anwendung derartiger Methoden strikt ablehne und persönlich davon überzeugt bin, dass solche Strategien auf lange Sicht keinerlei Vorteile mit sich bringen. Dennoch sollten Sie dieses und ähnliche Werke kennen und sogar können! Bereits Sun Tsu hat dies trefflich auf den Punkt gebracht: „Kenne deinen Feind und kenne dich selbst, und in hundert Schlachten wirst du nie in Gefahr geraten.“ Schopenhauer bietet selbst zwar noch keine Gegenstrategien an, es ist aber dennoch von Vorteil, die Methoden unfairer Spieler zumindest zu kennen. Es fällt wesentlich leichter, gezinkte Karten zu entlarven, wenn man die Tricks der Taschenspieler kennt. In den meisten Fällen genügt es bereits, den Gegner in aller Öffentlichkeit auf sein unfaires Spiel aufmerksam zu machen und dadurch bloß zu stellen.
Schopenhauers Werk wurde natürlich in unzähligen verschiedenen Versionen aufgelegt. Mir persönlich hat die auskommentierte Version von Gitta Peyn recht gut gefallen. Erstens sind ihre Kommentare zum Teil recht spannend, zweitens helfen solche Kommentare besonders den in älteren Sprachstilen unerfahrenen Lesern.
Fazit: das Werk Schopenhauers ist ein absolutes „must read„. Wer dabei gleich auf die auskommentierte Version Gitta Peyns zugreifen möchte, macht mit Sicherheit nichts falsch.
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