Klappentext: “Miteinander Reden 1-2: eine Brücke zwischen Wissenschaft und Lebenswelt”. Die Psychologie der zwischenmenschlichen Kommunikation hat etwas anzubieten, wenn wir persönlich und sachlich besser miteinander klarkommen wollen. Miteinander Reden 1 enthält das Handwerkszeug dafür: Analysen typischer Störungen und Anleitungen zur Selbsterklärung, zur Sach- und Beziehungsklärung. Demgegenüber richtet Band 2 sein Augenmerk auf die unterschiedlichsten Kommunikationsstile verschiedener Menschen und entwirft jeweils auf die Stile abgestimmte Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung. Band 3 verbindet beide Aspekte im Modell des ‘Inneren Teams’, das Sprechen, Handeln und den Aufbau der Persönlichkeit bestimmt. Kommunikationspsychologische Erkenntnisse gehören nicht in die Geheimfächer der Psychologen, sondern in die Hand von jedermann.”

Zugegeben: obwohl ich Schulz von Thuns Modell mittlerweile auswendig herunterbeten kann, ist es schon eine ganze Weile her, seit ich sein Werk gelesen habe. Glücklicherweise kann ich mich noch an einige der weniger bekannten Teile erinnern. Zudem weiß ich noch, dass ich damals äußerst fasziniert war. Diese Rezension bot daher die ideale Gelegenheit, mich erneut in eines der einfachsten (im absolut positiven Sinne) und daher faszinierendsten Kommunikationsmodelle einzulesen.

Schulz von Thuns “Vier Seiten einer Nachricht” ist neben Watzlawicks Kommunikationstheorie das wahrscheinlich weltweit bekannteste Kommunikationsmodell. Alle Kommunikationstrainer und Coaches behaupten es zu kennen, doch kaum einer von ihnen hat es wirklich gelesen. Das merkt man spätestens daran, dass nur die wenigsten die von Schulz von Thun selbst vorgenommene Unterscheidung zwischen Selbstoffenbarung und Selbstkundgabe kennen (Band 2), oder dass nur eine Handvoll Trainer die von ihm aufgestellten acht Kommunikationsstile kennt (Band 2), geschweige denn seine Ausführungen zum ‘Inneren Team’ (Band 3).

Aber ist es überhaupt notwendig die drei Bände zu lesen? Notwendig vermutlich nicht, insbesondere wegen der starken Referenzierung seines Modells, aber empfehlenswert! Diese Aussage gilt in meinen Augen übrigens im gleichen Maße für Kommunikationstrainer, da es erstens eine Vielzahl anderer spannende Ansätze bzw. Modelle gibt (für einen Kurzüberblick siehe “Psychologie der Kommunikation” von Jessica Röhner und Astrid Schütz) und zweitens je nach Ausrichtung des Trainers meist nur einzelne Teile des Modells relevant sind.

Dennoch bleibe ich dabei: sein Werk ist spannend und geht weit über die in beinahe allen Kommunikationsseminaren inflationär präsentierten vier Seiten einer Nachricht hinaus. Schulz von Thuns Werk ist unbestreitbar ein wissenschaftlich fundiertes Fachbuch. Dennoch ist sein Schreibstil höchst angenehm und verständlich. Die in den Büchern aufgezeigten Grundannahmen wirken von Zeit zu Zeit etwas wiederholend. Man darf dabei allerdings nicht vergessen, dass dies von ihm gewollt ist, da er sein theoretisches Modell von verschiedenen Seiten her beleuchtet.

Fazit: absolut lesenswert und damit empfehlenswert, aber – und man staune, dass ich das trotz meines Trainerdaseins tatsächlich auszusprechen wage – nicht unabdingbar!